„Spaß am Chaos“
Lara Ermer ist „Leicht entflammbar“
Die Comedienne Lara Ermer stellt mit erfrischender Direktheit vermeintliche Selbstverständlichkeiten in Frage. In ihrem neuen Programm „Leicht entflammbar“ macht sie komplexe Themen pointiert zugänglich und unterfüttert ihre Gags mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Im Interview spricht die Künstlerin über ihren neugierigen Blick auf die Welt und darüber, wie Humor eine mächtige Waffe gegen negative Gedanken sein kann – frei nach dem Motto „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“.
Was motiviert Sie, Stand-up-Comedy zu machen?
Plump gesprochen, ist es die Freude am Spaß. Da sitzen Menschen, die mit mir gemeinsam einen guten Abend haben und die noch ein bis zwei Wochen später im Büro kurz kichern müssen, weil ihnen eine meiner Pointen wieder eingefallen ist.
Sie kombinieren auf der Bühne fundierte Wissenschaft mit bissigem Humor, warum?
Zum einen, weil ich Fakten wahnsinnig spannend finde. Wenn ich etwas nicht weiß, schaue ich es nach und lerne so zum Beispiel, wie eine Sage der indigenen Tikuna mithilfe eines bedrohlichen Delfins über die Menstruation aufklärt und wie politische Uneinigkeit Thanksgiving in Amerika beeinflusst. Die Welt steckt voller spannender Details. Gleichzeitig kann Humor nachweislich dafür sorgen, dass Fakten besser hängen bleiben, Feindseligkeiten abgebaut werden und politische Verzweiflung überwunden wird. Während alle von „gesellschaftlicher Spaltung“ und „postfaktischen Zeiten“ reden, versuche ich, alle zum Lachen bringen. Es gibt doch nichts, was mehr verbindet, als zu hören, dass der Mensch neben dir beim Kichern auch ein bisschen quiekt und grunzt.
Ihre Wortwahl ist eindringlich und unverblümt, um mit gesellschaftlichen Tabus zu brechen. Warum ist Ihnen das wichtig?
Wer um den heißen Brei herumredet, macht die Dinge oft größer, als sie sind. Ich nehme den Sorgen, die wir alle haben, die Schwere, indem ich sie offen ausspreche. Wenn ich auf der Bühne meine eigenen Zweifel und Unsicherheiten offenlege und den Witz an ihnen herausarbeite, zeige ich dem Publikum: Wir machen uns am Ende alle denselben unnötigen Kopf.
Geben Sie uns einen kleinen Ausblick auf Ihr aktuelles Programm „Leicht entflammbar“?
Wer schon einmal in einer Diskussion festhing und sich dachte: „Ich hab’ doch recht, also was hast du?“, wird sich sehr gesehen fühlen. Das Programm ist wütend, witzig und wenn man will, hat man hinterher etwas gelernt.
Für welches Thema „brennen“ Sie besonders?
Ich bin für den Mut zur Heftigkeit! Mir geht es darum, es sich in ungemütlichen Zeiten nicht zu bequem zu machen, Reibung zuzulassen und ein bisschen Spaß am Chaos zu vermitteln.
Sie sind bereits zuvor in Bremen aufgetreten. Wie ist Ihnen das Publikum in Erinnerung geblieben?
Gerade in Bremen habe ich die wildesten Auftritte gehabt, sei es als Opening-Act für Enissa Amani oder im Rahmen einer Lesung auf der Messe „Leben und Tod“, bei der ich den herrlichen Humor der Bestattungsbranche kennenlernen und nach der Show sogar in einem Sarg probeliegen durfte. Bei meinem ersten Soloauftritt in Bremen ist ein alter Herr plötzlich aufgestanden und hat einen Vortrag über Bremen gehalten. Das Bremer Publikum ist für mich also aus verschiedenen Gründen unvergesslich – und in jedem Fall eines der herzlichsten.